Barrayar 05: Ethan von Athos by McMaster Bujold Lois

Barrayar 05: Ethan von Athos by McMaster Bujold Lois

Autor:McMaster Bujold, Lois [McMaster Bujold, Lois]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


KAPITEL 8

Ethan schwieg einen Moment verwirrt, dann platzte er heraus: »Was wollen Sie von Athos?«

»Zuflucht, Sir«, sagte der junge Mann. »Denn ich bin sicherlich ein Flüchtling.« Die Spannung machte sein Lächeln unecht und ängstlich. Er wurde noch eindringlicher, als Ethan etwas zurücktrat. »Die Passagierliste des Zensuskuriers nannte Sie mit einem Ihrer Titel Sonderbotschafter. Sie können mir politisches Asyl gewähren, nicht wahr?«

»Ich … ich …«, stammelte Ethan. »Das war nur etwas, das der Bevölkerungsrat in letzter Minute ins Spiel brachte, weil niemand sicher war, was ich hier herausfinden würde. Ich bin in Wirklichkeit kein Diplomat. Ich bin Arzt.« Er starrte den jungen Mann an, der in einer Art gequälten Hungers zurückstarrte. Der Mediziner in Ethan listete automatisch die Symptome von Erschöpfung auf, die an Cee zu erkennen waren: die Vertiefungen seiner Haut waren grau, die Lederhaut des Auges war blutunterlaufen, seine sehnigen Hände zitterten kaum wahrnehmbar. Eine schreckliche Erkenntnis überkam Ethan. »Hören Sie … hm … Sie verlangen nicht zufällig von mir, dass ich Sie vor Ghem-Oberst Millisor schütze, oder?«

Cee nickte.

»Oh – o nein. Sie verstehen nicht, um was es geht. Hier draußen bin nur ich. Ich verfüge über keine Botschaft oder irgend so etwas. Ich will damit sagen, echte Botschaften haben Sicherheitswachen, Soldaten, eine ganze Geheimdienstabteilung …«

Cee lächelte schief. »Braucht der Mann, der Okitas tödlichen Unfall arrangiert hat, wirklich all das?«

Ethan blieb der Mund offenstehen, er war so bestürzt, dass er nichts zu antworten wusste.

Cee fuhr fort: »Die anderen sind so viele – Millisor kann die gesamten Ressourcen von Cetaganda gegen mich aufbieten – und ich bin allein. Der einzige, der noch übrig ist. Der einzige Überlebende. Wenn ich allein bleibe, dann ist es nicht eine Frage, ob sie mich umbringen, sondern nur, wie bald.« Er öffnete bittend seine feingliedrigen Hände. »Ich war sicher, ich sei ihnen entkommen, und es sei jetzt sicher zurückzukehren. Nur, um Millisor – den furchtlosen Vampirjäger höchstpersönlich!« – der Mund des jungen Mannes wurde vor Bitterkeit zu einem schmalen Strich – »vor dem letzten Zugang hockend zu finden. Ich bitte Sie, Sir. Gewähren Sie mir Asyl!«

Ethan räusperte sich nervös. »Ah – was meinen Sie eigentlich mit ›Vampirjäger‹?«

»So sieht er sich selbst.« Cee zuckte die Achseln. »Für ihn sind alle seine Verbrechen Heldentaten, zum Wohle von Cetaganda, weil jemand die schmutzige Arbeit machen muss – das ist genau sein Gedanke. Er ist stolz, sie zu tun. Aber er hat nicht die Nerven, an mir die schmutzige Arbeit selbst zu machen. Er hasst und fürchtet mich mehr als jede Hölle, in seiner geheimnistuerischen kleinen Seele – ha! Als wären seine Geheimnisse lebenswichtiger oder verbrecherischer, als die anderer Leute. Als gäbe ich einen Pfifferling für seine Geheimnisse oder seine Seele.«

Matt erkannte Ethan wieder die verwirrenden Symptome des Aneinandervorbeiredens. Er versuchte, in diesem schlingernden Wortwechsel sicheren Boden zu erreichen. »Was sind Sie?«

Der junge Mann trat zurück und sein Gesicht wurde plötzlich verschlossen vor Misstrauen. »Asyl. Zuerst Asyl, und dann können Sie alles erfahren.«

»Was?«

Vor Ethans Augen wurde aus Misstrauen Verzweiflung. Die Erregung, die die Hoffnung bei Cee ausgelöst hatte, verpuffte und ließ trostlose Nüchternheit zurück.



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